Seit einigen Monaten ist es auch für deutsche Online-Händler möglich, ein sogenannter „Google zertifizierter Händler“ zu werden. Die für die Zulassung nötigen Anforderungen an Online-Shops sind recht bescheiden gehalten – getreidemuehlen.de erfüllt sie spielend. Auch die technische Implementierung ist überschaubar, mit geringem Aufwand könnten wir sie realisieren. Zudem ist die Teilnahme an Googles Zertifizierungsprogramm, im Gegensatz zu den für uns Händler kostenpflichtigen Angeboten beispielsweise von Trusted Shops oder eKomi, für Shopbetreiber völlig kostenlos. Wir von getreidemuehlen.de werden dennoch auf dieses Güte- und Prüfsiegel von Google verzichten – in Ihrem Interesse, wie wir meinen.
„Google zertifizierter Händler“ als vertrauensvolles Gütesiegel
Mit seinem Marketing-Programm „Google Trusted Stores“ bietet der US-amerikanische Megakonzern Shopbetreibern die Möglichkeit, ein Gütesiegel im eigenen Shop einzublenden. Der Werbeeffekt ist offenkundig: Bei Ihnen als Besucher bzw. potentieller Kunde des Shops wird Vertrauen geweckt, steht doch der international renommierte und unter anderem in Deutschland äußerst beliebte Suchmaschinenbetreiber als eine Art Kontrollinstanz hinter dem so zertifizierten Shop, bei dem Sie einkaufen möchten. Ein Klick auf das Google-Siegel offenbart zudem weitere vertrauensbildende Maßnahmen: Neben statistisch ermittelten Informationen über den Kundenservice des Shops und über die Zuverlässigkeit bzw. Pünktlichkeit seiner Versandabteilung bietet Ihnen Google selbst, so verblüffend das klingen mag, einen Käuferschutz von bis zu 1000 Euro an!
Alles in allem also eine runde Sache, möchte man meinen. Und das Schönste daran: Sowohl für Sie als Endverbraucher bzw. Käufer als auch für den zertifizierten Händler fallen keine zusätzlichen Kosten oder Gebühren an. Ein überaus großzügiges Geschenk des Großkonzerns also, der uns ja schon mit so vielen kostenlosen Dingen wie dem Internetbrowser Chrome, den unzähligen Online-Services und nicht zuletzt mit der grandiosen Suchmaschine beglückt.
Wir sind dennoch so doof, und lehnen diese Offerte ab. Wir sind sogar so dreist, Ihnen diesen offenbaren Nutzen zu verwehren – und behaupten dann auch noch, in Ihrem Interesse zu handeln. Klingt unverschämt, oder?
„Google zertifizierter Händler“ als Datensammler
Der Haken steckt, wie so oft, im Kleingedruckten. In der oben bereits erwähnten Vereinbarung, die ein Online-Händler mit Google Inc. abschließen muss, will er am Zertifizierungsprogramm teilnehmen, heißt es unter Punkt 2:
„Der Händler stellt Google die Transaktionsinformationen für jede Webseitentransaktion […] zur Verfügung.“
Und weiter heißt es:
„Der Händler gewährt Google eine gebührenfreie, dauerhafte, nicht ausschließliche, weltweite Lizenz, die Transaktionsinformationen zu kopieren, zu verbreiten, zu bearbeiten, daraus abgeleitete Werke zu schaffen, die Transaktionsinformationen öffentlich wiederzugeben, anzuzeigen, zugänglich zu machen und in sonstiger Weise im Zusammenhang mit Google-Produkten und -diensten zu nutzen.“
Mit „Webseitentransaktion“ ist unter anderem ein getätigter Einkauf im Online-Shop gemeint. Und was alles unter „Transaktionsinformationen“ fällt, geht aus einer technischen Anleitung zur Implementierung des Google-Programms hervor (siehe hier). Neben umfangreichen Informationen zum Warenkorb, also zu den gekauften Produkten, ist dies zum Beispiel auch die eMail-Adresse des Käufers.
Mit anderen Worten: Google wird über die Einkäufe, die Sie bei einem „Google zertifizierten Händler“ tätigen, sehr umfangreich informiert. Und nicht nur das, bereits beim Aufruf einer beliebigen Seite des Shops wird, dank des eingeblendeten Gütesiegels, eine Verbindung zu den Google-Servern aufgebaut. Mittels dieser Verbindung können
„dritte Parteien Cookies auf den Browsern von Endnutzern platzieren und lesen […] oder Web Beacons oder ähnliche Technologien verwenden […], um Informationen in Verbindung mit dem Google Zertifizierte Händler-Programm zu sammeln“.
Wir möchten nicht mit Ihren Daten bezahlen
Wie so oft bei ‚kostenlosen‘ Programmen und Services im Internet stellt sich also auch in diesem Fall heraus, dass dann doch bezahlt wird – nicht mit Geld, sondern mit der neuen Netz-Währung, mit Informationen zum Nutzerverhalten.
Es ist uns bewusst, dass dies gängige Verfahren, im Netz mit den eigenen Daten zum Surfverhalten zu ‚bezahlen‘, kaum noch vermeidbar ist. Jeder mag hier selbst entscheiden, inwiefern er mit diesem Handel einverstanden ist. Für uns ist allerdings spätestens dann eine nicht mehr akzeptable Grenze erreicht, wenn wir nicht mit unseren sondern mit Ihren Daten bezahlen sollen. Diese Schwelle wird mit Googles Gütesiegel bzw. dem Service „Google zertifizierter Händler“ unserer Meinung nach deutlich überschritten.
Heise meint zum Thema: Google Zertifizierter Händler: Der Preis für das Google-Gütesiegel sind die Kundendaten